Wenn die Schulden mega viel zu viel werden ist das, wie viele kleine Tode zu sterben. Bisherige Gewissheiten müssen aufgegeben werden, plötzlich bist du Zwängen ausgesetzt, die Du nicht kennst und ständig musst Du Verzicht üben. Nicht zuletzt nagt der große Selbstzweifel und vielleicht auch eine nicht zu stillende Scham. Wo ist hier denn noch das Leben? Wo die Lebendigkeit von früher?
Herzlich willkommen. Der Caritas Schuldenpodcast ist nach einer Pause mit einer aktuellen Folge wieder zurück. Es ist Ende November, an den letzten Sonntagen wurde der Volkstrauertag begangenen, bzw. der Totensonntag, der in den Kirchen auch Ewigkeitssonntag heißt. Grund genug für mich, auch im Schuldenpodcast über den Tod nachzudenken. In den Kirchen beten wir: "Herr lehre und bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden." Oder ohne Gebet: "Bedenke, Du bist sterblich".
Wie kann sich der eigene Blick auch auf Deine Situation mit einem Riesen-Schuldenberg verändern, wenn Du über den Tod nachdenkst. Ich lade Dich zu einem Gedankenexperiment ein.
Der Tod - so heißt es - sei ein Gleichmacher. In gewisser Weise stimmt das auch, niemand kann etwas mitnehmen, keine Schulden, aber eben auch keinen Cent von irgendwelchen Vermögen. Niemand, weiß was kommt. Es gibt viele Menschen, die finden es tröstlich, eine Vorstellung von einer Zeit danach zu haben.
Mit dem Gedankenexperiment bleibe ich im Hier, im Leben vor dem Tod. Ich habe überlegt, wie ich später gerne auf mein Leben zurückblicken können würde. Hast du eigene Ideen dazu? Vielleicht nimmst Du Dir ein wenig Zeit oder suchst Dir jemanden, mit dem Du darüber sprechen kannst.
Drei Gedanken habe ich für mich dazu: Gerne würde ich am Ende meines Lebens ein paar liebe Menschen um mich herum haben. Zudem will ich mir sagen können, ich habe meinen kleinen und bescheidenen Beitrag geleistet, die Welt ein wenig besser zu machen. Und ich würde gerne mit Dankbarkeit auf mein Leben zurückblicken können. Sind dies Gedanken, die du teilst oder nachvollziehen kannst?
Das alles kommt nicht von selbst. Vielmehr sehe ich darin eine tägliche Übung. Der norwegische Extremsportler Ering Kagge sagt kürzlich: ‚Wer ein gutes Leben will muss Dankbarkeit empfinden.‘ Vielleicht denkst Du, das es leicht gesagt ist, wenn es einem gut geht. Sicher, wenn das Leben einem übel mitspielt ist, ist es schwer dankbar, zu sein oder zu bleiben. Doch glaube ich, es geht um eine Haltung.
Vor wenigen Wochen habe ich ein Interview mit Samuel Koch gelesen. Vielleicht erinnerst du Dich? Samuel Koch ist vor 15 Jahren bei einer Wetten Dass-Show im Fernsehen gestürzt, hat sich Halswirbel gebrochen, ist seit dem querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Ständig abhängig, dass Menschen ihm helfen. Und was sagt er: "Natürlich machts mich oft fertig, aber ich habe das Privileg, täglich meine Abhängigkeit vor Augen geführt zu bekommen. Das dankbare Annehmen von Abhängigkeit gibt mir das Gefühl von Freiheit."
Nochmal: Das dankbare Annehmen von Abhängigkeit gibt mir das Gefühl von Freiheit.
Wie verrückt ist das?
Noch viel viel krasser schrieb es vor vielen Jahren Dietrich Bonhoeffer. Die Neubrandenburger kennen den Namen vom Bonhoeffer-Klinikum der Diakonie hier vor Ort. Der evangelische Pfarrer Bonhoeffer wurde von den Nazis in 1945 ermordet. Bereits vom NS-Regime ins Gefängnis gesteckt, verfasste er ein sehr tröstliches Gedicht, eher ein Gebet mit dem Titel ‚Von guten Mächten wunderbar geborgen.‘ Kannst Du sicher im Netz finden. Es lohnt sich. Dieser besondere Text ist bis heute sicher für Millionen Menschen weltweit eine Quelle der Inspiration. In einer Zeile schreibt Bonhoeffer sehr bildhaft: "Und reichst Du mir den schweren Kelch den Bittern, des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehm ich ihn dankbar ohne Zittern aus Deiner guten und geliebten Hand"
Nicht wirklich vorstellbar, oder?
Es ist gar nicht mein Anliegen, dass alle so denken, wie Samuel Koch oder Dietrich Bonhoeffer. Ich stelle dir aber diese beiden Menschen vor, für die die Dankbarkeit in absolut krassen Situationen das Leben verändert hat. Vielleicht liegt eine für dich bisher unvorstellbare Chance darin, Deine Lebendigkeit wiederzufinden, wenn Du es schaffst Deine Aufmerksamkeit auf Situationen zu lenken, für die Du dankbar sein kannst. Und zwar trotz allem.
Bewegt dies etwas in dir? Oder hast Du Gedanken, die dich beunruhigen? Dann suche Dir jemanden zum Reden. Du kannst Dich jederzeit bei der Telefonseelsorge anrufen. Die Nummer lautet: 0800 111 0 111. Auf der Seite Telefonseelsorge.de kannst du jederzeit auch chatten. Für ein persönliches Gespräch kannst du auch bei den Beratungsstellen der Ehe- Familien- und Lebensberatung anfragen, hier in Neubrandenburg oder in anderen größeren Städten des Bistums Hamburg und in der ganzen Republik.
Die kommende Folge des Caritas Schuldenpodcast kommt in diesmal in drei Wochen, mitten im Advent und kurz vor Weihnachten.
Gesprochen hat Nicolas Mantseris. Du kannst mir schreiben an podcast@caritas-im-norden.de. Bis zum nächsten Mal. Haltet euer Geld zusammen.