Schuldenfalle Glücksspiel
Schuldenfalle Glücksspiel
In guten Augenblicken litt Herr Schehr unter seinen Gewissensbissen. In all der anderen Zeit setzte er alles daran, seine Besuche in der Spielhalle zu vertuschen. Herr Schehr plünderte das Familienkonto, ohne es mit der Frau abzusprechen.
In den schlechten Augenblicken redete er sich ein, es sei gar nicht so schlimm. Andere würden sich heillos überschulden. So sei er gar nicht. Er habe alles noch unter Kontrolle. Kredite werde er für das Glücksspiel nicht aufnehmen. Das sei ihm bisher doch auch gelungen.
In guten Monaten trägt er 300,-€ in die Spielcasinos. In den schlechten Monaten sind es mehr als 1000,-€, aber das rechnet sich Herr Schehr nicht aus. Er will auch nicht wahrhaben, dass die Familie lange keinen richtigen Urlaub mehr gemacht hat und keine Rücklagen gebildet hat. Für die Kfz-Reparatur musste er dann doch einen Kredit aufnehmen. Aber das machen andere ja auch. Den Streit mit seiner Frau ums Geld hält er für normal, wie es ihn bestimmt in allen Familien gibt.
Ähnlich ging es Herrn Behmer. Auch er hatte häufig ein schlechtes Gewissen und versuchte alles, seine nächtlichen Glücksspielstunden in Online-Casinos zu verheimlichen. Herr Behmer entwendete sogar heimlich das Geld aus den Spardosen der Kinder und überzog die Firmen-Kreditkarte. Auch er redete sich seine Situation schön und merkte erst viel zu spät den Kontrollverlust und dass er sich immer mehr in kürzester Zeit verschuldete.
Suchtverhalten trotz verschärfter gesetzlicher Regelungen
Bei Jaqueline Sedat in der Suchtberatung steht ein ausrangierter Glücksspielautomat, der zu Präventionszwecken genutzt wird. Die Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben führte dazu, dass dieser Automat nicht mehr den Standards entspricht. Dabei geht es um Prävention. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag wird das Glücksspiel in den Spielhallen und im Online-Bereich reguliert und es soll erreicht werden, dass persönliche und finanzielle Tragödien Betroffener pathologischer Glücksspielender möglichst vermieden werden. Trotz dieser Maßnahmen können Glücksspielende eine Sucht entwickeln und versuchen dann immer wieder das Glücksgefühl/ den Kick des ersten großen Gewinns im weiteren Glücksspielen zu erleben. Bei den Online Glücksspielern, die sich über das OASIS-Sperrsystem bei den deutschen Anbietern sperren lassen haben, kann es dann dazu führen, dass sie auf verbotene Seiten ausweichen und dort ihre Sucht weiter ausleben bis das Kartenhaus endlich zusammenfällt und der Leidensdruck so hoch ist, dass sie zu einer Veränderung ihres Verhaltens bereit sind.
regelmäßig: Finanzielle Probleme
Glücksspiel ist regelmäßig mit finanziellen Schwierigkeiten und mit Streit in der Familie verbunden. Man sagt, von einem pathologischen Glücksspieler sind mindestens 10 weitere Menschen aus seinem näheren Umfeld mit den Schwierigkeiten, die sich darum reihen betroffen.
Mit dem Muster, dass Herr Schehr langsam eingeübt hat, kann er die Abhängigkeit möglicher Weise über Jahre verheimlichen. Überschuldete Glücksspielende nehmen oft sehr hohe Kredite auf und leihen sich bei Freundinnen, Freunden oder Verwandten unter fadenscheinigen Argumenten größere Summen Geld. Es sei etwas Dringendes oder ganz Wichtiges. Glücksspielende können dabei sehr erfinderisch sein. Sie sind sehr gute Schauspieler*Innen und gefährden damit das Vertrauen ihres Umfeldes. Sucht und Schulden sind bei Glücksspielenden regelmäßig Thema. Daher arbeiten wir bei der Caritas mit der Glückspielberatung und der Schuldnerberatung eng zusammen. Natürlich ist dann eine Schuldenregulierung ein zentrales Anliegen. Aber ohne die nachhaltige Bewältigung der Suchtproblematik hilft die beste Schuldnerberatung nicht.
Unsere Beratungsstellen sind sowohl für die Betroffenen als auch für Angehörige offen. Ratsuchende dürfen eine vertrauliche Beratung erwarten, ohne Wertung der Person, gut qualifiziert und mit hohem Engagement.