Wenn das Ankommen gelingt
Neu in Deutschland zu sein, bringt viele Herausforderungen mit sich: eine fremde Sprache, andere Regeln im sozialen Miteinander, komplizierte Briefe und Anträge, belastende Wohnverhältnisse oder den oft fehlenden Kontakt zu bereits hier lebenden Menschen.
Das Hamburger Projekt ElbConnection bringt Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund mit bereits hier lebenden Paten oder Patinnen zusammen. Diese helfen beim Lernen der deutschen Sprache und teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Alltagsfragen. Auch gemeinsame Freizeitaktivitäten können Teil einer Patenschaft sein, und nicht selten ergeben sich langanhaltende Freundschaften. Durch diese Untersütztung kann Zuwanderung für alle zu einer Bereicherung werden und Erfolgsgeschichten schreiben.
Akram und Johanna
Johanna und Akram treffen sich einmal pro Woche persönlich in der Cafeteria, trinken Tee, essen Kekse und tauschen sich dabei über die vergangene Woche aus. Dabei lernt Akram, die vor wenigen Monaten aus dem Iran nach Hamburg gekommen ist, nicht nur weiter Deutsch, sondern auch, wie man sich in Deutschland versichert, oder sie üben gemeinsam das Telefonieren. Denn das, so Akram, ist in einer fremden Sprache besonders schwer.
Durch ihre regelmäßigen Treffen bauen sie Vertrauen auf; Akram fühlt sich durch die ruhige und geduldige Art ihrer Patin sehr gut unterstützt. Die Gespräche mit Johanna helfen ihr, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und sich sicherer zu fühlen. Akram hat Chemie studiert, möchte hier in ihrem Beruf arbeiten und sich beim Einkaufen, bei der Arbeit und im Alltag verständigen können.
Auch Johanna empfindet den Austausch mit Akram als Bereicherung: "Zum einen kann man viel weitergeben von dem, was man selbst gelernt hat, und man bekommt auch viel, lernt etwas über andere Kulturen. Und es können sich sehr schöne Freundschaften daraus ergeben." Wenn Akram von ihrem Alltag im Iran erzählt, ist Johanna beeindruckt von dem Miteinander und der Menschlichkeit und fühlt sich durch diesen Austausch bereichert.
Stetig erreichen das Projekt neue Anfragen von "Mentees" (von Mentor*innen begleitete Menschen), die ihre Deutschkenntnisse verbessern und mehr über das Leben in Deutschland lernen möchten. Die Projektkoordination matcht zwei Personen nach gemeinsamen Interessen und Wohnortnähe und begleitet diese während der gesamten Laufzeit - immer auch mit dem Ziel, die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, Toleranz und Vielfalt zu fördern und Teilhabechancen zu verbessern.
Sprachcoachings auch digital
Das Projekt bietet auch die Möglichkeit, eine Patenschaft online zu übernehmen.
Danyal ist froh darüber, dass er digital Unterstützung vor allem beim Verbessern seiner Sprachkenntnisse bekommt. Er kommt aus der Türkei, war dort Lehrer und möchte auch hier in seinem Beruf arbeiten. Dafür braucht er ein hohes Deutsch-Niveau. "Für mich ist das Projekt sehr erfolgreich. Ich kann meine Deutschkenntnisse schnell verbessern und die deutsche Kultur kennenlernen". Er fühlt sich durch die Unterstützung seiner Patin schon viel sicherer und selbstbewusster beim Sprechen. Er beschreibt das Miteinander mit seiner Patin als freundschaftlich, sie habe auch schon seine Familie kennengelernt. Beide tauschen sich über kulturelle Unterschiede aus, sprechen über Musik oder Politik und freuen sich über neue Perspektiven.
Patenschaften stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Die interkulturellen Denkanstöße aus der Partnerschaft werden durch Angebote wie Austauschtreffen und Workshops zu Themen wie Empowerment und Vielfaltskompetenz begleitet und reflektiert. "Es geht vor allem darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen, das Gegenüber mit seinen Stärken und Ressourcen anzuerkennen und diejenigen zu unterstützen, die vor besonderen Herausforderungen stehen."
Dennoch soll vor allem der Spaß in den Tandems nicht zu kurz kommen. "Das sich immer wieder auch langfristige Freundschaften aus den Patenschaften ergeben, ist besonders schön zu sehen."