Träger der Einrichtung ist die Caritas für das Erzbistum Hamburg e.V. Auf Betreiben des Ortspfarrers wurde im Januar 1918 das Heim gegründet, und die Leitung den Schwestern der Gemeinschaft der Thuiner Franziskanerinnen übertragen. Diese sollten sich in besonderer Weise der Not der polnischen Schnitterkinder annehmen. Zunehmend fanden auch verwaiste Kinder hier ein neues Zuhause. Seine stärkste Auslastung erlebte das Haus während der Vertreibungssituation, als 1949 bis zu 70 Kinder betreut wurden. In den folgenden Jahren wurden durch kontinuierliche Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen die Voraussetzungen geschaffen, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Es entwickelte sich 1954 aus dem Heim heraus ein Kindergarten. So konnten Heimerziehung und Kindertagesbetreuung fachlich qualifiziert weiter entwickelt werden. Diese Entwicklung fand das positive Echo vieler Eltern, so dass nach dem Neubau der Kindertagesstätte St. Elisabeth 1992 hier nun 150 Kinder einen Raum zum Leben und Lernen finden.
Die kontinuierliche und erfolgreiche Arbeit und das Anliegen der Vermittlung christlicher Werte waren der Grund für die Entscheidung das Haus 1996 vollständig zu sanieren und zu erweitern. Somit wurden sehr gute äußere Bedingungen geschaffen, die dem Ziel des Hauses, jungen Menschen ein Zuhause zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu geben, dienen sollte. Im August 1997 konnten die familienorientierten Wohngruppen und die im November 1995 eröffnete Tagesgruppe in das Konzept des Hauses integriert werden.
Über das KiJu Neustrelitz
Angebote KiJu Neustrelitz
Wohngruppen
Tagesgruppe
Betreutes Wohnen
Selbstverständnis
Die Caritas Mecklenburg e.V. lebt in der Tradition des caritativen Auftrages der katholischen Kirche. Gemäß der Katholischen Soziallehre ist der Caritasverband subsidiär strukturiert. Er setzt mit seinem hauptamtlichen Wirken erst dann ein, wenn die Familie, die Gemeindestruktur sowie das ehrenamtliche Engagement überfordert sind. Vorrangiges Ziel jeder Hilfeleistung ist die Stärkung der Selbsthilfekräfte der Hilfesuchenden.
Die Caritas ist ein von haupt- und ehrenamtlich Tätigen getragener Verband, der sich in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte ein hohes Maß an Sachverstand, Fachlichkeit und Erfahrungen in der sozialen Arbeit erworben hat. Die Hilfe wird von menschlich geeigneten und qualifizierten Fachkräften geleistet.
Aus unserer Überzeugung als Christen leisten wir Erziehungsarbeit und Entwicklungsbegleitung mit einem klaren Selbstverständnis und im Einklang mit den anthropologischen Grundlagen einer christlich verstandenen Erziehung.
Konkret bedeutet dies, ein vorbehaltloses JA zum jungen Menschen, Partnerschaftlichkeit in der Erziehung und Entwicklungsbegleitung, Aufbau einer personalen Beziehung, mitmenschliche Begegnung, Angenommensein und Geborgensein, Reifen am personalen Vorbild, Vorgaben verbindlicher Leitziele, religiöse Interpretation des menschlichen Lebens und Teilnahme sowie Teilhabe an der Mitgestaltung der Welt.
Die grundlegende Aufgabe der verschiedenen Angebote der Erziehungshilfe besteht darin, eine Umgebung und Atmosphäre zu schaffen, die dem jungen Menschen ein soziales Lernfeld bietet und seine ganzheitliche Entwicklung fördert.
Die Betreuungsformen sollen ihnen Hilfe bieten, Defizite auszugleichen, individuelle Bedürfnisse zu befriedigen und Entwicklungsschritte zu bewältigen, die eine positive Gesamtentwicklung der Persönlichkeit zum Ziel haben.
Der Hauptteil der pädagogischen Arbeit liegt im Wesentlichen bei den sozialpädagogischen Fachkräften in den Gruppen. Indem sie zu den jungen Menschen eine persönliche, professionelle Beziehung entwickeln, schaffen sie die Voraussetzung, dass die jungen Menschen Vertrauen haben und sich sicher fühlen. Auf dieser Grundlage ist es möglich, den jungen Menschen individuell und gezielt zu stärken und zu fördern. %
Geschichtlicher Überblick
1918 |
Im Januar Gründung des Kinderheims im Haus „Maly“ aus Anlass der Not polnischer Schnitterkinder. Die Leitung übernahmen Ordensschwestern der Thuiner Franziskanerinnen.
Im August kamen die ersten Ferienkinder aus Essen und im Winter fanden 7 Kinder Aufnahme im Heim. |
1920 |
Im Heim lebten 17 Kinder. |
1921 |
Die Zahl der Kinder stieg auf 21. |
1922 |
Umzug in die Tiergartenstraße 12b (heute Nr. 28) |
1924 |
Genehmigung und Errichtung der katholischen Schule. Diese wurde während der nationalsozialistischen Zeit geschlossen. Dagegen konnte die Arbeit im Kinderheim weiter geführt werden. |
1945 |
Im August erfolgte die Räumung des Hauses. Das Heim wurde im Seitenflügel des Marienpalais – Burg 1 untergebracht. |
1949 |
Rückgabe des Gebäudes und Beginn der Renovierungsarbeiten. Es lebten 70 Heimkinder, vornehmlich Kriegswaisen, im Haus. |
1950 |
Umzug zurück in das Gebäude der Tiergartenstraße 28 |
1953 |
Hofgebäude werden zu Kindergartenräumen um- und ausgebaut, in denen 60 – 65 Vorschulkinder betreut werden. |
1955 - 1958 |
sowie |
1961 - 1962 |
erfolgten umfangreiche Modernisierungsarbeiten |
1965 / 66 |
Gestaltung eines großzügigen Spielplatzes. Es lebten mehr als 50 Kinder im Heim. |
1991 |
Betriebserlaubnis für 30 Plätze im Kinderheim |
1992 |
Einweihung der neu gebauten Kindertagesstätte St. Elisabeth im hinteren Bereich des Grundstücks. |
1995 |
Übernahme und Instandsetzung des Gebäudes Carlstraße 6. Umzug der nach der Reduzierung der Kapazität verbliebenen zwei Wohngruppen in die Carlstraße.
Eröffnung der Tagesgruppe mit 10 Plätzen in der Tiergartenstraße 36 |
1996 |
Beginn der Bauarbeiten für die Sanierung / den Umbau des Gebäudes |
1997 |
Im August Umzug der Wohngruppen und der Tagesgruppe in die Tiergartenstraße 28 und Einweihung |
2004 |
Rückzug der Ordensschwestern aus der Leitung und aus der Arbeit in den Gruppen |
2005 |
Umstrukturierung der Wohngruppen entsprechend des veränderten Bedarfs |
2009 |
Erweiterung des Angebots um Betreutes Einzelwohnen in der Elisabethstraße 4 und Reduzierung der Gruppengröße auf 7 Plätze pro Wohngruppe |
2012 |
Einweihung der Gedenktafel für die fünf Sinti-Kinder die bis zum Jahr 1943 |
Gedenken an Sinti-Kinder
In Gedenken an
ermordet 1943 - 1944 in Auschwitz-Birkenau.
Die fünf Kinder waren von 1941 bis 1943 Bewohner des Kinderheims St. Elisabeth in Neustrelitz. Die Jungen waren Sinti, deren Familien in Satow, Neu-Gaarz und Alt-Schloen gelebt und gearbeitet haben. Sie wurden ins Kinderheim gebracht, nachdem deren Eltern und teilweise Geschwister unter fadenscheinigen Begründungen verhaftet wurden.
Am 8. März 1943 wurden die Jungen aus dem Kinderheim abgeholt und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dies war Teil der systematischen Deportation von Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau. Dort fanden Sie in den Gaskammern den Tod.
Die Heimschwestern und Kaplan Heinrich Kottmann dürften das Ziel des Abtransportes geahnt haben. Allein die Tatsache, dass Kaplan Kottmann die Bilder heimlich hinter verschlossenem Fenster gemacht hat, macht zudem deutlich, welche Bedrohung er sich selbst ausgesetzt sah. Aufgrund dieser Bedrohung verzichteten die Heimschwestern seit 1941 auch auf interne schriftliche Aufzeichnungen.
Das Schicksal und der frühe Tod der fünf Sinti-Kinder konnte nun aufgrund wiedergefundener Bilder des Kaplans Heinrich Kottmann recherchiert werden. Daneben sind auch die meisten Mitglieder der Familien dieser Kinder dem Völkermord zum Opfer gefallen.
„Die aufgefundenen Fotos der Kinder machen die Dimension des Verbrechens im eigentlichen Wortsinn anschaulich, sie geben den Opfern ein Gesicht. Die Aufnahmen von ihrem Abtransport lassen sich in zweierlei Weise lesen: als
verstörendes Zeugnis des Zivilisationsbruchs und als Zeugnis der mutigen Entschlossenheit eines Einzelnen, diese bis heute unbegreifliche Tat für die Nachwelt festzuhalten.“ (Frank Reuter, newess 1/2012, S. 12)
Zum Gedenken an Alex, Franz, Max, Paul und Fritz sowie als Mahnmal für alle dem Völkermord zum Opfer gefallenen Sinti und Roma wurde am 11. Juni 2012 in einer Feierstunde eine Gedenktafel am Caritas Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth angebracht.
(Quelle: Frank Reuter, unveröffentlichte Dokumentation