Zum Schulbeginn hat die Politik immer noch keine wirksamen Konzepte entwickelt, um Kinder und Jugendliche wirksam vor einer Infektion zu schützen und eine erneute Ausbreitung zu verhindern. Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Maskentragen oder AHA-Regelungen helfen zwar, doch Nachlässigkeit in Teilen der Bevölkerung und die Furcht der politisch Handelnden vor unpopulären Maßnahmen vermindern die Wirksamkeit der Beschränkungen.
Doch gegenüber dem vergangenen Jahr haben wir einen Vorteil, der entscheidend sein könnte und sollte: Die Impfung. Anders als 2020 sind wir dem Virus nicht mehr hilflos ausgeliefert. Wir alle haben es in der Hand, die Pandemie zu verlangsamen und schließlich zu stoppen. Impfstoffe stehen in ausreichender Menge zur Verfügung, sie müssen teilweise schon vernichtet werden. Es ist auch längst kein Problem mehr, einen Impftermin zu bekommen - sogar spontane Impfungen ohne Anmeldung sind mancherorts möglich.
Die Impfung wirkt und schützt!
Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe führen dazu, dass eine Ansteckung mit dem Erreger deutlich unwahrscheinlicher wird. Die Impfstoffe haben eine Wirksamkeit 65 bis 95 Prozent (Biontech und Moderna: ca. 95%, Astra Zeneca ca. 80%, Johnson & Johnson rund 65%). Damit liegen sie über der Wirksamkeit der Grippe-Impfung (max. 60 %). Aktuelle Studien zeigen, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen Virusvarianten wirksam sind. (Mehr Infos bietet das RKI auf seiner Website.)
Wenn es trotz vollständiger Impfung zu einer Covid-19-Infektion kommt - man nennt das einen Impfdurchbruch-, ist der Verlauf wesentlich milder. Tödliche Verläufe einer Corona-Infektion von zweimal geimpften Personen sind extrem selten. Dazu Zahlen aus den USA: Bis zum 9.8.2021 waren dort mehr als 166 Mio. Menschen voll geimpft. Es gab nur rund 7600 Impfdurchbrüche. Knapp 1600 Geimpfte sind an Covid-19 gestorben.
In Deutschland meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am 19.8.2021 insgesamt 13.360 Impfdurchbrüche seit dem 01.02.2021. Verstorben sind davon 335 Patient*innen Das RKI schreibt dazu: "Unter den insgesamt 335 COVID-19-Fällen mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, waren 279 (84 %) 80 Jahre und älter. Das spiegelt das generell höhere Sterberisiko - unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe - für diese Altersgruppe wider."
Der Kölner Intensivmediziner Christian Karagiannidis sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es gebe zwar Fälle von geimpften Corona-Patienten in den Kliniken - in Nordrhein-Westfalen 12 bis 13 Prozent der Covid-Patienten. Dabei handelt es sich nach seiner Erfahrung aber um Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, zum Beispiel infolge einer medikamentösen Dämpfung des Immunsystems. (Quelle: tagesschau.de)
Geimpfte sind auch weniger ansteckend. Theoretisch können sie andere mit dem Virus infizieren, es geschieht aber selten. Das zeigen Daten aus Israel, Großbritannien und den USA.
Die Infektionszahlen steigen, die Impfquote hinkt hinterher
Trotzdem sind in Deutschland bisher nur knapp 58 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft (Stand: 17.8.2021). Gleichzeitig tauchen neue, gefährliche Mutationen des Erregers auf und verbreiten sich schnell - zuletzt die hochansteckende Delta-Variante.
Die Gefahr ist also nicht vorbei! Wir erleben eine der schwersten Pandemien in der jüngeren Geschichte der Menschheit. In Deutschland sind bis zum 23. August 2021 fast 92.000 Menschen an Covid-19 gestorben, weltweit liegt die Zahl um 4,4 Millionen. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 starben in Deutschland rund 3.000 Menschen im Straßenverkehr.
Politiker fast aller Parteien appellieren nur immer wieder an die Eigenverantwortung des Einzelnen und an die gesellschaftliche Solidarität. Vor einer Impfpflicht schrecken sie aber zurück - selbst für Berufsgruppen, die mit besonders gefährdeten, kranken und alten Menschen zu tun haben oder mit Schulkindern, die noch nicht geimpft werden dürfen. Allenfalls wird sanfter Druck ausgeübt, indem der Zugang zu Freizeitaktivitäten an Impfung oder Test gekoppelt wird - in der Hoffnung, die Menschen so in Richtung Impfung zu "schubsen".
Was hält Menschen davon ab, sich impfen zu lassen?
Risiken und Nebenwirkungen
Das kann zum einen die Angst vor möglichen Nebenwirkungen sein. Dazu kursieren viele Falschmeldungen. Hier einige Untersuchungsergebnisse aufgrund der bisherigen Erfahrungen:
Die am häufigsten berichteten, vorübergehenden Impfreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen und Schüttelfrost.
Beim Impfstoff von AstraZeneca kamen in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel (Thrombosen) vor, verbunden mit einer Verringerung der Blutplättchenzahl, teilweise auch mit Blutungen. Darunter waren einige schwere Fälle. Die Mehrzahl dieser Fälle trat bei Personen unter 60 Jahren auf. Deshalb hat die STIKO am 1. April 2021 die Empfehlung ausgesprochen, den Impfstoff von AstraZeneca nur noch an über 60-Jährige zu verabreichen.
Mehr Details bieten zwei Aufklärungsmerkblätter vom Deutschen Grünen Kreuz e. V. (in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut)
- für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna
- für die Vektor-Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson
Hilfe zur Selbsthilfe
Von Impfskeptikern wird auch gerne argumentiert, dass der Körper sich besser selbst helfen kann und sollte. Das ist nicht ganz falsch, aber das Immunsystem braucht bei schweren Erkrankungen wie Covid-19 Unterstützung. Die Impfung hilft dem Körper, denn durch sie lernt er, sich gegen den Erreger zu wehren. Zudem verfügt nicht jeder Mensch über eine starke körpereigene Abwehr - das gilt insbesondere ältere Menschen und Patient*innen mit Vorerkrankungen.
Schützen Sie sich und andere!
Auch wir als Caritas können nur immer wieder dazu aufrufen: Lassen Sie sich impfen! Jetzt! Schützen Sie sich und andere! Denn nur wenn ein ausreichend hoher Anteil der Bevölkerung vollständig geimpft ist, bleiben die Intensivstationen arbeitsfähig, lassen sich Schulschließungen vermeiden und wirtschaftlich ruinöse Lockdowns verhindern.