„Licht im Dunkeln“: die Nacht der Kirchen
CARInews sprach mit Claus Everdiking, der das Großereignis für die katholische Seite organisiert.
CARInews: Wie wird so eine Nacht der Kirchen organisiert, und wer ist beteiligt?
Claus Everdiking: Seit der zweiten Ausgabe ist das ein Projekt aller christlichen Kirchen. Vertreter der ACK (Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen), der beiden evangelischen Kirchenkreise und des Erzbistums Hamburg kommen schon im November eines Jahres zusammen, um für die nächste Nacht der Kirchen das Motto zu besprechen. Es gibt ein richtiges Projektbüro, das in den gesamten zehn Monaten an dem Projekt arbeitet.
CARInews: Es ist die größte ökumenische Veranstaltung in Norddeutschland. Wie wichtig ist Ökumene für die Stadt?
Claus Everdiking: Ökumene und die Beteiligung verschiedener Nationalitäten und Formen der religiösen Feier zeigt auch die Vielfalt des christlichen Glaubens. Die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen ist insgesamt ziemlich gut in Hamburg und wichtig für die Stadt, gerade auch in Zeiten, in denen Orientierung wieder sehr gefragt ist. Jede Seite hat natürlich ihre Gewohnheiten und ihre Eigenheiten, aber die Personen, über die das meist geht, verstehen sich sehr gut miteinander und freuen sich auf das gemeinsame Projekt.
CARInews: Das ist jetzt die letzte Nacht, die du im aktiven Dienst mitorganisierst.
Claus Everdiking: Ich freue mich schon darauf, ab dem nächsten Jahr viel mehr von den einzelnen Ereignissen in den Kirchen mitzubekommen. In der letzten Zeit war ich eigentlich immer mit der Bühnenregie auf der Hauptbühne unseres Medienpartners, des NDR (Landesfunkhaus Hamburg) befasst und komme eigentlich nie weg. Manchmal habe ich gemeinsam mit meinem evangelischen Pendant dort auch moderiert, diesmal begleite ich den Erzbischof, wenn er zusammen mit Bischöfin Kirsten Fehrs die begehrten Segensbändchen in der Menge verteilt. Das ist immer nach den Grußworten und der gemeinsamen Andacht, mit denen gegen 19 Uhr die Veranstaltung am Mönckebergbrunnen eröffnet wird.
CARInews: Was sind für dich die Highlights der diesjährigen Nacht?
Claus Everdiking: Es gibt in jedem Jahr sogenannte Projektkirchen, da gibt es einen Partner - die Caritas könnte das übrigens auch mal sein - darunter ist diesmal eine Metal-Kirche (St. Johannis in Harvestehude), in der es dann ein spirituelles Heavy-Metal-Konzert gibt und eine Metal-Zeitschrift ist dort Mitorganisator. Im letzten Jahr gab es zum Beispiel eine Wissenschaftskirche auf dem Gelände des DESY in Hamburg, da haben sich dann ein Atomphysiker und ein Pastor ausgetauscht. So etwas ist natürlich sehr spannend. Verschiedene Kunstaktionen, Theater, Performances, Lesungen, vor allem aber Musik, sind ohnehin jedes Jahr dabei.
CARInews: Wo steht die Nacht der Kirchen heute? Wie schätzt du den Zuspruch und die Tendenz ein?
Claus Everdiking: Wir stehen jetzt seit Jahren bei etwa 70.000 Besucher*innen. Genauso wichtig ist, dass die Zahl der mitmachenden Kirchen stabil ist. Wir haben gehofft, dass der jährliche Rhythmus, gerade für kleinere Gemeinden nicht zu fordernd ist. Es gibt zwar immer individuelle Gründe, in einem bestimmten Jahr zu pausieren, aber im nächsten Jahr machen die Kirchen dann meist wieder mit, sodass wir zuletzt immer ca. 80 Kirchen dabei hatten. Katholischerseits sind diesmal alle fünf Kirchen, die zur Innenstadtpfarrei St. Ansgar zählen, wieder beteiligt.
CARInews: Du hast als Theologe in den vergangenen Jahrzehnten praktisch alle Großveranstaltungen des Erzbistums maßgeblich (mit-)organisiert, den Katholikentag im Jahre 2000, die kirchlichen Veranstaltungen zur Fußball-Weltmeisterschaft der Männer im Jahr 2006, die IGA in Hamburg 2013.
Claus Everdiking: Ja, es ist nicht nur die reine Veranstaltungsorganisation, das ist natürlich schon sehr wichtig, aber entscheidend ist immer das inhaltliche Element. Ich versuche immer zu erreichen, dass die Veranstaltungen lebendige Kirche zeigen und immer mit spirituellen Angeboten gerahmt werden, auch eine Metal-Kirche oder ein Rock-Konzert. Überhaupt sind solche
CARInews: Würdest du sagen, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen, gerade auch angesichts einer unsicheren Weltlage sogar wieder zunimmt?
Claus Everdiking: Ich nehme nicht wahr, dass sie abnähme. Die Kirchen sind weiterhin gefragt in Hamburg. Wir merken in der Kommunikationsabteilung auch, dass wir immer wieder um Stellungnahme zum Weltgeschehen gebeten werden.
CARInews: Kurzer Rückblick: Als du im Jahr 2000 einer der Organisatoren des Katholikentags warst, was war die größte Herausforderung?
Claus Everdiking: Ich hatte damals ein bestimmtes Themenfeld, das waren die Veranstaltungen der fremdsprachigen Christen, ich erinnere mich gern an die zentrale Veranstaltung, das "Fest der Völker und Kulturen". Es gab damals einige Stimmen, die sagten, das Fest solle man lieber im Stadtpark machen, aber Harald [Strotmann, heute im Caritasrat, Anm. der Redaktion] und ich haben dann entschieden, das bleibt hier in St. Georg, und so haben wir eben alle Religionsgemeinschaften (z.B. die muslimische Schura, einen hinduistschen Tempel und viele mehr), alle Stadtteilinitiativen angesprochen, und die meisten haben mitgemacht. Ich glaube auch, dass die Atmosphäre damals toleranter war als heute.
CARInews: Wo immer es sich angeboten hat, haben die Caritas und Kommunikationsabteilung des Erzbistums Hamburg in den vergangenen Jahren eng zusammengearbeitet. Ich erinnere mich zum Beispiel an die Ukraine-Hilfe oder den Martinstag im Jahr 2022. Was sind für dich die Highlights der Zusammenarbeit mit der Caritas?
Claus Everdiking: Da möchte ich vor allem die beiden großen Feste für die Flüchtlingshilfe nennen. Das eine fand 2017 am Mariendom statt, das zweite 2019 in Schwerin. Das waren tolle gemeinsame Projekte. Und wer weiß: Vielleicht kann ich ja im nächsten Jahr als Besucher in eine Caritas-Projektkirche in der Nacht der Kirchen 2026 gehen.