Wenn’s draußen brennt
Der Sommer bringt nicht nur lange Tage und Sonnenschein, sondern auch gesundheitliche Belastungen mit sich - insbesondere für ältere und pflegebedürftige Menschen. Hohe Temperaturen stellen eine echte Herausforderung für den Organismus dar. Kreislaufprobleme, Flüssigkeitsmangel, Müdigkeit oder Hitzestress sind ernstzunehmende Risiken. Wie bereiten sich Pflegeeinrichtungen der Caritas im Norden auf diese Wetterlagen vor - und wie erleben Bewohner*innen und Mitarbeitende diese besonderen Tage
Technischer und baulicher Hitzeschutz
In all unseren Einrichtungen beginnt der Schutz vor Hitze bereits mit baulichen Maßnahmen. Isolierende Vorhänge, Rollläden oder außenliegende Markisen verhindern, dass sich die Räume zu stark aufheizen.
Ergänzend gibt es klare Routinen für das richtige Lüften: In den frühen Morgenstunden wird intensiv gelüftet, anschließend bleiben Fenster und Türen meist geschlossen, um kühle Luft möglichst lange zu halten. Mobile Ventilatoren oder Luftreiniger mit Kühlfunktion sorgen zusätzlich für Luftbewegung und Abkühlung in Gemeinschaftsräumen und Bewohnerzimmern.
Einige Häuser prüfen derzeit auch den Einsatz von energieeffizienten mobilen Klimageräten - wobei stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kühlung, Geräuschentwicklung und Umweltverträglichkeit gewahrt bleiben muss.
Kühle Alltagsinseln - kleine Ideen mit großer Wirkung
Neben den technischen Maßnahmen sind es oft einfache, aber wirkungsvolle Ideen, die für Entlastung sorgen. In den Pflegeheimen St. Hedwig in Wittenburg und St. Franziskus in Rostock gibt es sogenannte "Kälteinseln" für unsere Mitarbeitenden - Dienstzimmer mit Klimaanlagen, außerdem Bereiche für unsere Bewohnerinnen und Bewohner mit kühlenden Sitzmöglichkeiten und Angeboten wie feuchten Tüchern oder kalten Fußbädern. Auch das Bereitstellen von gekühltem Wasser, Kräutertee oder Saftschorle in Karaffen auf den Wohnbereichen ist fester Bestandteil der sommerlichen Tagesstruktur.
Das Pflegeheim in Neubrandenburg stellt für Bewohner*innen und Mitarbeitende kleine Kühlpacks oder erfrischende Kompressen zur Verfügung, die in den Nacken oder auf die Handgelenke gelegt werden können.
Unser Tipp: kalte Waschlappen, in Lavendelwasser getränkt, sorgen zusätzlich für einen kleinen Wohlfühlmoment.
Schulung, Aufmerksamkeit und flexible Abläufe
Ein zentraler Bestandteil des Hitzeschutzes ist die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. In internen Fortbildungen werden typische Anzeichen von hitzebedingten Gesundheitsrisiken vermittelt - von Kreislaufschwäche über Unruhe und Verwirrtheit bis hin zu verminderter Trinkmenge oder auffälligen Vitalwerten. Pflegekräfte lernen, solche Symptome frühzeitig zu erkennen und gezielt zu reagieren. Auch die Dokumentation wird bei hohen Temperaturen angepasst, um Auffälligkeiten rasch zu erfassen.
Parallel wird auf Flexibilität in der Tagesgestaltung gesetzt: Gruppenangebote finden möglichst am Vormittag statt, körperlich fordernde Aktivitäten werden reduziert. Ruhephasen am Nachmittag werden ausgedehnt, Zimmer verdunkelt und Begegnungsflächen bewusst gekühlt gehalten. Der Speiseplan wird in der Regel angepasst - leichtere Kost, öfter kleinere Mahlzeiten und immer wieder Erinnerungen ans Trinken.
Auch die Mitarbeitenden im Blick
Die Gesundheit der Mitarbeitenden wird ebenso ernst genommen. In allen Pflegeeinrichtungen besteht bei großer Hitze die Möglichkeit, in Absprache mit der Hygiene Kleidungsvorgaben anzupassen. Leichte, atmungsaktive Kleidung wird empfohlen und ist explizit erlaubt. In Aufenthaltsräumen stehen Ventilatoren bereit, Pausen werden bei Bedarf flexibler gestaltet. Dienstbesprechungen finden kürzer oder in kühleren Räumen statt, auch Schattenspender auf Außenflächen oder mobile Lüfter werden gezielt für Pausen eingesetzt.
Einrichtungsleitungen und Teamleitungen achten verstärkt auf Signale der Erschöpfung und ermutigen zu gegenseitiger Rücksichtnahme - gerade an Tagen, an denen die Belastung für alle hoch ist.
Fazit: Mit Umsicht und Kreativität durch den Sommer
Der Umgang mit Sommerhitze ist in unseren Pflegeeinrichtungen keine Ausnahmeerscheinung, sondern integraler Bestandteil guter Pflege und Fürsorge. Zwischen baulichen Vorkehrungen, Schulung, flexibler Tagesstruktur und kreativen Alltagsideen zeigt sich, wie viel Engagement hinter dem Begriff "hitzesensibler Alltag" steckt. Bewohner*innen und Mitarbeitende profitieren gleichermaßen von den Maßnahmen - und erleben, dass Fürsorge auch in kleinen Gesten sichtbar wird.