Krieg in der Ukraine – Ihre Solidarität zählt!
Seit mehr als 21 Monaten leidet die Ukraine unter dem russischen Angriffskrieg, der unzählige Menschenleben gefordert und Millionen Menschen vertrieben hat. Die humanitäre Lage ist dramatisch: Viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, Medizin oder einer Unterkunft. Die Infrastruktur ist zerstört, die Wirtschaft am Boden.
Die Caritas unterstützt ihre ukrainischen Partner seit Beginn des Krieges und hat Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Unter anderem hat die Caritas Trinkwasser oder haltbare Lebensmittel geliefert und Unterstützung bei der Unterbringung der geflüchteten Menschen geleistet.
Seit 25 Jahren besteht eine enge Partnerschaft zwischen der Caritas im Norden und zwei Diözesancaritasverbänden in der West-Ukraine. Wie diese Partnerschaft entstand, welche Hilfe wir leisten und wie es weitergeht, erzählt uns Mathias Thees. Er ist Pressesprecher der Caritas im Norden und leidenschaftlicher Ukraine-Koordinator seit der ersten Stunde.
Redaktion: Woher kommt diese starke Verbundenheit der Caritas im Norden zur Ukraine?
Mathias Thees: 1990 hat sich die Caritas in Mecklenburg gegründet. Lange haben wir im Osten in einer Diktatur gelebt; jetzt war sie da, die Aufbruchsstimmung. Wir wollten etwas bewegen und vor Ort einfach helfen. In der Ukraine gab es zur gleichen Zeit ebenfalls einen Niedergang des Diktaturregimes. Über einen persönlichen Kontakt zum Bischof in der Ukraine bekamen wir Kontakt zu ukrainischen Gemeinden. Unsere Kooperationspartner in der Ukraine sind die Ortcaritasverbände Rohatyn, Burschtyn und die Diözesancaritasverbände Ivanow-Frankivsk und Kolomyja. Wir wollten einfach den Caritas-Gedanken in die Ukraine bringen, freundschaftlich und auf Augenhöhe. Selbst vor Ort mit anzupacken, war uns damals ganz wichtig. Und es gab viel zu tun in der Ukraine. Soziale Sicherungssysteme oder Wohlfahrtsverbände - so etwas war nicht verbreitet dort.
Wie haben Sie Ihren letzten Besuch in der Ukraine erlebt?
Ich habe mal nachgezählt. Seit 1997 war ich bestimmt sechzig Mal in der Ukraine und kenne das Land und die Leute gut. Nach Kriegsausbruch musste ich einfach in die Ukraine, es war mir ein Herzensanliegen, mir ein eigenes Bild von den Umständen zu machen und das Land authentisch zu erleben. Bei meinem letzten Besuch gab es in den Städten überall Armeekontrollen, Sandsäcke lagen aufgetürmt an den Straßenrändern, nachts wurden Ausgangssperren verhängt und mehrmals am Tag gab es Luftschutzwarnungen. Die Städte waren verdunkelt und alles war so still. Die Menschen waren in ständiger Alarmbereitschaft und man spürte die Anspannung. Mir ist ganz mulmig, wenn ich daran zurückdenke. Gleichzeitig sind die Ukrainer*innen unglaublich kreativ und voller Tatendrang, trotz ihrer Notsituation. Viele Ukrainer*innen sind ehrenamtlich tätig, betreuen Kindergruppen, helfen bei der Trauma-Bewältigung. Ihr Nationalstolz ist unglaublich.
Welche Projekte erreichen wir ganz konkret mit unserer Hilfe?
Seit 1997 unterstützen wir drei Suppenküchen, eine Tagesgruppe mit behinderten Kindern und Jugendlichen inklusive ihrer Angehörigen und eine Grundschule mit ca. 150 Kindern (1. bis 8. Klasse). Da wird viel Hilfe benötigt.
Zum Beispiel laufen in den Gebäuden durch die ewigen Stromausfälle die Heizungen nicht mehr richtig. Es ist bitterkalt und Schimmel bildet sich. Vor allem für Kinder und Jugendlichen ist das sehr gesundheitsgefährdend. Als Caritas wollen wir hier mit Anstrichen und Entfeuchtungsgeräten helfen.
Das kommunale Kinderkrankenhaus in Ivanow-Frankiwsk wird auch unterstützt. Stromausfälle sind auch hier ein großes Problem. Stellen Sie sich vor, eine Operation läuft und der Strom fällt aus! Hier retten Akku-Stromgeneratoren ganz konkret Leben. Die Caritas konnte bereits drei dieser lebensrettenden Geräte durch Spenden finanzieren und in die Ukraine liefern. Wir brauchen aber mehr solcher Stromgeneratoren. Ein Akku-Stromgenerator kostet zum Beispiel 4.000 Euro. Da sind wir dringend auf Spenden angewiesen.
Das Projekt "Essen auf Rädern", das an die drei Suppenküchen angebunden ist, braucht Hilfe. Ältere Ukrainer*innen, die nicht mehr selbst Essen kochen können oder gehbehindert sind, werden per Transporter mit frisch gekochten Mahlzeiten beliefert. Man darf nicht vergessen, dass auch immer mehr Binnenflüchtlinge in den Westen flüchten. Der erhöhte Bedarf an Lebensmitteln ist stark spürbar und wir sind an der Leistungsgrenze.
Wie erreichen unsere Hilfsgüter die Menschen?
Die Caritas vor Ort verteilt unsere Hilfsgüter. Dafür fahren sie in die umliegenden Dörfer und liefern an unsere Kontaktpersonen aus. Die Hilfe aus Deutschland kommt da an, wo sie auch benötigt wird. Durch diese Hilfsgüter werden etwa 4.000 Menschen in der Westukraine versorgt. Diese Zahl wird aber in den Wintermonaten ansteigen, wenn die Kälte viele Menschen zur Flucht in den Westen drängen wird.
Wie geht die Unterstützung der Caritas weiter?
Humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine ist weiterhin notwendig, da das Land seit 2014 von einem bewaffneten Konflikt betroffen ist. Dieser Konflikt hat eine humanitäre Krise verursacht, bei der Millionen von Menschen auf Hilfe angewiesen sind.
Der Konflikt hat zu zahlreichen Verletzungen des Völkerrechts geführt, einschließlich Angriffen auf zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser und Schulen. Unsere humanitäre Hilfe kann dazu beitragen, das Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern und ihr Zugang zu lebenswichtigen Dienstleistungen wie medizinischer Versorgung, zu Nahrungsmitteln und Unterkünften zu ermöglichen.
Der kriegerische Konflikt hat auch zu einer großen Anzahl von Binnenvertriebenen geführt, die ihre Häuser und ihr Eigentum verlassen mussten. Diese Menschen sind oft traumatisiert und haben Schwierigkeiten, ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen. Unsere humanitäre Hilfe kann ihnen dabei helfen, Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung zu erhalten und ihnen bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen zu helfen.