„Engel am Zug“
Rund 80 Menschen feierten in den Räumlichkeiten der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde das 4. Jahresfest der Evangelischen Bahnhofsmission in der Nordkirche und zugleich das zehnjährige Jubiläum des dazugehörigen Verbandes in seiner jetzigen Form.
Im Mittelpunkt stand dabei der Dank an die mehr als 240 ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden der in der Regel ökumenisch getragenen 16 Bahnhofsmissionen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.
In der Ökumenischen Bahnhofsmission Lübeck in Trägerschaft der Gemeindediakonie und der Caritas arbeiten aktuell 15 Ehrenamtliche, einige von ihnen schon seit Jahrzehnten - so wie Birgit Keßler. Die 74-Jährige engagiert sich dort bereits seit 24 Jahren. "Kein Tag ist wie der andere", sagt sie. "Es interessiert mich, verschiedene Menschen kennenzulernen." Eine weitere Ehrenamtliche der Ökumenischen Bahnhofsmission Lübeck, Ruth Baldauf, ergänzt: "Unsere Bahnhofsmission ist ein Ort der Hilfe. Jede Begegnung ist eine Chance, ein Lächeln oder ein gutes Wort zu schenken." Die Arbeit sei "herausfordernd und unglaublich bereichernd".
Die Festredner unterstrichen die große Bedeutung dieses Engagements: "Sie sind ein Zeichen der Hoffnung", sagte Heinrich Deicke, 1. Vorsitzender im Verband der Evangelischen Bahnhofsmission in der Nordkirche, an die Mitarbeitenden gewandt. Diese leisteten ein "herausragendes Engagement von Husum bis Ludwigslust". Fast 90.000 Menschen hätten sie im vergangenen Jahr unterstützt. "Ich finde, das ist eine Zahl, auf die Sie stolz sein können", so Deicke.
Lübecks Stadtpräsident Henning Schumann sah in der Veranstaltung "ein Fest gelebter Nächstenliebe". Die Bahnhofsmission sei "ein verlässlicher Anker für Menschen in Not" und "ein Ort, an sich das Evangelium in Taten umwandelt - offen und niedrigschwellig". Als Stadtpräsident sei er stolz darauf.
Klaus-Dieter Kottnik, 1. Vorsitzender im Verband der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission, überbrachte herzlichste Segenswünsche aus Berlin und blickte in seinem Grußwort auf die 132-jährige wechselvolle Geschichte der Evangelischen Bahnhofsmission zurück. Der Verband der Evangelischen Bahnhofsmission in der Nordkirche sei der einzige, zu dem heute west- und ostdeutsche Bahnhofsmissionen gehörten.
Nach der Eröffnung im Garten des Hauses der Begegnung, begleitet von der Lübecker Singer-Songwriterin Gesa D., luden die Veranstalter zu einem "Markt der Begegnung" ein: mit Buffet, einer Fotoausstellung zur Geschichte der Bahnhofsmission und einem "World Café", bei dem Mitarbeitende in Interviews aus ihrer Arbeit berichteten.
Den Abschluss bildete ein Ökumenischer Festgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, dem katholischen Propst Christoph Giering und Pastorin Dörte Eitel, umrahmt vom Posaunenchor der Propstei Lübeck. In ihrer Festpredigt bezeichnete Kristina Kühnbaum-Schmidt die ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Bahnhofsmissionen als "Engel am Zug" und dankte ihnen: "Danke, von ganzem Herzen danke. Wie gut, dass es Sie gibt!" Die Ehrenamtlichen böten "Hilfe und Orientierung", ohne sie sei Inklusion im Reiseverkehr undenkbar.
Dörte Eitel, zugleich Geschäftsführerin der Gemeindediakonie Lübeck, dankte ausdrücklich Kathleen Weilemann, Leiterin der Caritas Lübeck, für die unkomplizierte Zusammenarbeit und Hilfe bei der Planung des Festes - ein Beispiel für die gelebte Ökumene.
Oda Rose-Oertel, Gemeindediakonie Lübeck / Red.