Die Krankenstube für Obdachlose befindet sich im Herzen von St. Pauli und ist eine der wenigen Einrichtungen in Hamburg, die obdachlosen Menschen medizinische Versorgung jenseits der Notaufnahme bietet. "Hier geht es nicht nur darum, akute gesundheitliche Probleme zu behandeln, sondern auch darum, Menschen, die Hand zu reichen und sie in ein Hilfesystem zurückzuführen, das sie oft als verloren geglaubt haben", sagt Diözesancaritasdirektor Matthias Timmermann, der Bundesvorstand Friedrich von Schönfeld vor Ort in Empfang nahm. Christina Wenzel, stellvertretende Leitung und Thorsten Eikmeier, Sozialarbeiter in der Krankenstube für Obdachlose, stellten den Dienst im Detail vor.
Dr. Friedrich von Schönfeld und Caritasdirektor Matthias Timmermann besuchen die Krankenstube für Obdachlose. Die stellvertretende Leitung, Christina Wenzel führt sie herum.Foto: Caritas / Achim Rizvani
Meist würden Obdachlose mit größeren Wunden, Verletzungen oder intensiven behandlungsbedürftigen Erkrankungen vom Krankenmobil, einer "rollenden Arztpraxis" der Caritas direkt in die Krankenstube gebracht. Auch Krankenhäuser und ihre Sozialdienste empfehlen nach Abschluss einer Akutversorgung eine Verlegung auf die Krankenstube, in einigen Fällen kämen die Patientinnen und Patienten auch direkt vorbei.
Dr. Friedrich von Schönfeld, Vorstand Recht und Finanzen des Deutschen CaritasverbandsFoto: Caritas / Achim Rizvani
Die Krankenstube verfügt über 18 Betten in Mehrbett- Doppel- oder Einzelzimmern. "Durch das gleichzeitige Angebot der Sozialberatung bietet dieser Ort eine besondere Möglichkeit, Menschen zurück ins Hilfesystem zu bringen", sagt Christina Wenzel, "auch nachdem oft nur vermeintlich der Versicherungsschutz verlorengegangen ist." Wir behandeln hier niemanden aufgrund von Versicherungsschutz oder Status anders", betont sie. "Unsere Aufgabe ist es, den Menschen zu helfen, so gut wir können und zwar ganz unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem sozialen Status."
In der Krankenstube für Obdachlose werden die Behandlungen in eigens dafür ausgestatteten Behandlungszimmern durchgeführt.Foto: Caritas / Achim Rizvani
Die Krankenstube für Obdachlose ist daher viel mehr als nur ein medizinisches Angebot. Sie ist ein Zentrum der Hilfe in einer Stadt, die zunehmend mit den Auswirkungen der Obdachlosigkeit zu kämpfen hat. In den vergangenen Jahren hat sich die Obdachlosenzahl auf St. Pauli spürbar erhöht, nicht zuletzt durch die zunehmende Verdrängung von Obdachlosen aus dem Bahnhofsviertel.
Timmermann dankte dem Bundesvorstand Friedrich von Schönfeld, der sichtlich bewegt war vom Engagement vor Ort: "Was ich hier sehe, ist der wahre Geist der Caritas. Kranke zu pflegen gehört zu den ursprünglichen Werken der Barmherzigkeit", sagt er. "Es ist ein christlicher Auftrag, der hier in die Tat umgesetzt wird. Es ist nicht nur ein Gebot der Nächstenliebe, es ist ein unveräußerliches Menschenrecht, das jeder verdient."