Die Tür für Christus öffnen
Kirche
"Nur, wenn wir den Sprung wagen in den gemeinsamen Glauben der ganzen Kirche…, können wir darin allmählich mitreden, mithören und so auch anderen das Ohr öffnen für die Geheimnisse Gottes. Der Verstand allein…, auch der Verstand eines Jahrzehnts oder eines Jahrhunderts, ist zu klein für Gott… Es braucht den Ausbruch aus der Kleinheit unserer Welt, den Mut, sich dem Großen des Glaubens aller Jahrhunderte mit dem Herzen anzuvertrauen." 1
Caritaspastoral - I
"Die Gestalt des heiligen Johannes des Täufers… kann uns… helfen, etwas mehr von dem neuen Dienst des Pastoralassistenten in der Kirche zu verstehen. Der Täufer ist dazu da, die Menschen zu Jesus heranzurufen. Sein Dienst ist charakteristisch unterschieden von dem der Apostel und ihrer Nachfolger. Er vertritt nicht unmittelbar Christus selbst…, er tut die Tür auf für ihn. Er schafft den Raum, in dem er gehört werden kann. Er sammelt, reinigt, bereitet das Volk, damit die Möglichkeit sei, ihm zu begegnen. Er bringt die Menschen auf den Weg zu ihm. Solcher Dienst mochte in einer christlich gewordenen Welt eher zurücktreten. In einer Zeit…, in der die Organe für Gott und für Christus zu verkümmern drohen, ist solch katechumenal vorbereitender Dienst, der Raum auftut, damit Er selbst gehört werden könne, von einer neuen Dringlichkeit."2
Dieser Text des Theologen Ratzinger aus dem Jahr 1997 ist aufschlussreich. Er spricht von einer "neuen Dringlichkeit" in Bezug darauf, dass Christus "selbst gehört werden könne". Der neue Dienst des Pastoralassistenten - analog wie der Dienst des Caritaspastoralreferenten - "tut die Tür auf für ihn". Wenn das so ist, dann muss Christus tatsächlich - zumindest auch - "draußen vor der Tür" (Drama von Wolfgang Borchert) warten auf seinen Einlass. Darum reicht es nicht, Christus nur in der Kirche zu suchen - ganz im Gegenteil! Es bedarf einer veränderten Priorisierung, wie sie insbesondere Karl Rahner immer wieder betont hat:
Caritaspastoral - II
"Rahner… begreift… faktisch… die ganze Menschheit als unter dem Angebot der Gnade Gottes stehend. Die Gnade Gottes aber ist als Angebot gegeben, transzendental im Sinne von ‘die Möglichkeitsbedingung gewährend‘, als Potenz, die zu aktualisieren ist. Die Menschheit steht somit also nicht allein in der Situation unverdienter Beschenktheit durch Gott, sondern zugleich in der Krise, die dieses Geschenk, insofern es Angebot, damit aber eben auch Aufgegebenheit ist, heraufführt."3
1 Joseph Ratzinger "Berührt vom Unsichtbaren", Freiburg-Basel-Wien 2000, S. 194 - ursprünglich aus "Heiligenpredigten", 1997, S. 46
2 ebd., S. 43
3 Ralf Miggelbrink "Ekstatische Gottesliebe im tätigen Weltbezug", Altenberge 1989, S. 150