Die Kirche der Zukunft...
Ein jüngerer Mann, der sich - durchaus selbstbewusst - als ‚bekennender agnostischer Atheist‘ outete, wurde gefragt, ob und wie er denn den Einsatz für Menschenrechte, Menschenwürde und den Kampf gegen Ungerechtigkeit, für den er mit großem Ernst eintrat, begründet. Seine Antwort: Für ihn sei Respekt, und zwar absoluter Respekt, unverzichtbar. Respekt ohne Einschränkung, für jeden und für jede, ja eigentlich für all das, was wir erhaltenswert und schützenswert einschätzen, also für unsere gesamte Umwelt und Mitwelt.
Sein Gesprächspartner fragte zwar noch kurz nach dem Fundament für diesen ‚Letztwert Respekt‘, nahm dann aber für sich in Anspruch, darüber noch einmal nachzudenken.
Im Gesprächsverlauf sagte er dann dem jüngeren Gesprächspartner, dass seine Antwort für ihn ausreichend sei, diese Auskunft über den universellen Wert von Respekt. Auf die Frage, warum dies nun plötzlich ausreiche, warum er die Frage nach dem Fundament hierfür nicht mehr weiter stellt, sagte er nur noch, dass in dieser Haltung dieses Fundament mit bejaht würde. Sonst sei die Berufung auf Respekt in dieser universellen Art und Weise nicht möglich und würde jeden Sinn verlieren.
Das leuchtete mir ein, zumal er aus einem Buch ein Zitat anführte, das vielleicht gerade wegen seiner Prägnanz so überzeugt:
"Mitmenschlichkeit setzt eine letzte, zumindest erahnte Sinnhaftigkeit eines guten Handelns voraus; eines Handelns, das nicht durch >>Erfolg<< seine Bestätigung findet, sondern sich im Tun selbst trägt, das zumindest erwartend und schauend aus ist auf eine Bestätigung jenseits vordergründigen Erfolgs. Oder anders gesagt: Es gibt einen letzten Anspruch von Wahrheit und Liebe in jedem zwischenmenschlichen Tun, der ein mir entzogenes Maß darstellt." [1]
Die Kirche wird diakonisch sein - oder sie wird nicht mehr sein.
Rudolf Hubert
Referent für Caritaspastoral
Schwerin, den 07.04.2021
[1]Albert Raffelt in "Gott-Sucher" (Hrsg. Jürgen Hoeren) Würzburg 1991, S. 109 (kursiv RH)