„Drug Checking“: Caritas beteiligt sich an Pilotprojekt
Seit August 2024 bietet das Modellprojekt "Drug Checking" in Rostock nun genau diese Möglichkeit: Das Landesgesundheitsministerium, die Universitätsmedizin Rostock und die Caritas-Suchthilfe geben Konsumierenden damit einmal im Monat die Gelegenheit, ihre illegalen Substanzen im Labor checken zu lassen. Ziel des Projektes ist es, die Schäden durch Drogenkonsum zu reduzieren und den Konsument_innen zu einem verantwortungsbe-wussten Umgang mit Suchtmitteln zu verhelfen.
Als erstes Bundesland hatte Mecklenburg-Vorpommern im Mai dieses Jahres die rechtlichen Voraussetzungen für die Abgabe von Drogen zur chemischen Substanzanalyse geschaffen. Durchgeführt werden die Analysen illegalisierter Substanzen wie beispielsweise Ecstasy, Speed oder Kokain durch das spezialisierte Team der Universitätsmedizin Rostock.
Für die Caritas führt das "subsTANZ"-Team des Fachdienstes Suchthilfe den beratenden Teil und die Annahme der Substanzen durch: Luise Schmuck (Drogenkontaktladen und Streetwork) und Ralf Wendel (Suchtberatung). "Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem suchtpräventiven und schadensminimierenden Aspekt für die einzelnen Konsumenten:innen", erklärt das Team.
Dass das neue Angebot im örtlichen Drogenkontaktladen der Caritas in der August-Bebel-Straße in Rostock angesiedelt ist, hat den Vorteil, dass Konsumierende automatisch mit den Beratungsstellen und Angeboten der Caritas in Kontakt kommen. Neben der Analyse auf Bestandteile können so auf Wunsch auch Beratungen durchgeführt und Hinweise zu passenden Unterstützungs- oder Therapieangeboten gegeben werden. Ganz wichtig ist den beiden Mitarbeitenden: "Wir reden auf Augenhöhe mit mündigen User:innen, das heißt, wir verurteilen nicht, sondern wir informieren und beraten."
So läuft der Check ab
Die User:innen geben die zu testende Substanz in Pillen- Pasten- und Pulverform, keine pflanzlichen Stoffe - anonym und kostenfrei beim subsTANZ-Team der Caritas-Suchthilfe ab. Die Substanz wird protokolliert (Menge, Farbe, Herkunft und Preis), dann vom Laborteam der Universitätsmedizin analysiert. Das Labor informiert dann das subsTANZ-Team über die Zusammensetzung. Im Gespräch mit der/dem User:in teilt das Team das Ergebnis mit und gibt zusätzlich Informationen zu Risiken und Nebenwirkungen, Gefahren für die körperliche und psychische Gesundheit, zu Safer Use und Risikominimierung. Auf Wunsch gibt es auch Kontaktdaten zu weiterführender Beratung, etwa zur Konsumreduzierung oder zum Konsumausstieg.
Wenn eine Substanz einen möglicherweise gesundheitsgefährdenden Wirkstoffgehalt aufweist oder unerwartete Beimengungen festgestellt wurden, wird zudem eine offizielle Warnmeldung veröffentlicht, unter anderem auf der Homepage der Rechtsmedizin Rostock (rechtsmedizin.med.uni-rostock.de/drug-check-mv) sowie dem Instagram-Account des subsTANZ-Projektes (instagram.com/projekt.substanz).
Bisherige Erfahrungen
Bei den bisher angebotenen Drug Checkings wurden 17 Proben analysiert und die Personen, die sie zum Check gebracht hatten, vom subsTANZ-Team beraten. Bei drei Proben erwies sich der Wirkstoffgehalt als gesundheitsgefährdend. Die User:innen wurden entsprechend gewarnt und aufgeklärt. "Ich hatte den Eindruck, dass die bisherigen User:innen recht gut informiert über ‚ihre‘ Substanzen waren. Und sehr dankbar über das Angebot des Drug Checking und den damit verbundenen Austausch mit dem subsTANZ-Team. Bei den drei Ergebnissen mit den Warnmeldungen waren die User:innen schon recht überrascht über die Höhe der Dosierung", berichtet Ralf Wendel.
Die Konsumierenden brachten eine Vielfalt von Substanzen - MDMA, Kokain, Amphetamin, Speed und Ketamin - zum Check mit. Sowohl Menschen, die in ihrer Freizeit Drogen konsumieren, als auch User mit bereits chronischer Suchterkrankung nehmen das Angebot in Anspruch. Die Altersspanne lag etwa zwischen 20 und 40 Jahren.
Nächster Termin und weitere Infos
Heute, am 26. November, findet von 16:30 Uhr bis 19:30 Uhr das nächste Drug Checking im Kontaktladen der Caritas statt. Bei diesem Termin wird das subsTANZ-Team die Proben im Kontaktladen annehmen und tags darauf ins Labor transportieren lassen. Dort erfolgt eine detaillierte und aussagekräftige Analyse der Substanzen. Die persönlichen Beratungsgespräche erfolgen dann in der darauffolgenden Woche durch das subsTANZ-Team in den Räumen der Caritas Suchthilfe. Termine hierfür werden gleich am 26. November vereinbart.
Interessierte können sich für Terminabsprachen an den Kontaktladen der Caritas wenden oder dem Instagram-Profil @Projekt.Substanz folgen.