#RadikalZugehört
Statt die jungen Leute als radikale Wähler:innen zu verunglimpfen, will ihnen die Caritas intensiv zuhören und verstehen, was sie bewegt. Deshalb wurde ein "Frust-O-Mat" entwickelt, der die Möglichkeit bietet, Gefühle, Wünsche und Ängste rauszulassen. Wir wollen wissen, wo der politische Frust sitzt - wir geben keine Ratschläge, sondern wollen "radikal" zuhören. Die Idee dahinter ist: Wenn wir alle beginnen, uns gegenseitig zuzuhören und nicht gleich ein "Ja, aber...!" in den Raum werfen, ist ein echter Dialog möglich. Dafür haben sich drei Caritasverbände, die in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aktiv sind, als "Caritas im Osten" zusammengetan.
Im Mittelpunkt der Aktion steht der so genannte "Frust-O-Mat". Dieser stellt den Nutzer:innen Fragen zu dem, was sie stört. Am Ende führt der Frust-O-Mat zu der Frage, was man sich für die Zukunft wünscht, und bietet die Möglichkeit, per E-Mail mit der Caritas in Kontakt zu treten. So können auch tiefergehende Gespräche entstehen und Ursachen für die Unzufriedenheit angegangen werden. Der Frust-O-Mat soll in einem von Populisten und Extremisten aufgeheizten politischen Klima einen Dialog auf Augenhöhe ermöglichen. Dadurch kann sich der Weg zu einer demokratischen Wahlentscheidung öffnen.
Erste Zwischenbilanz
Bisher haben schon rund 50.000 Menschen die Seite besucht und fast 4.000 den Frust-o-maten von Anfang bis Ende "durchgespielt". Die größte politische Angst ist demnach, dass die Gesellschaft auseinanderdriftet. 99 Prozent befürchten das. 89 Prozent sind darüber frustriert, dass ihre Werte nicht geteilt werden. 79 Prozent sehen Defizite beim Thema Sicherheit. 74 Prozent haben Sorge, dass ihre Heimat nicht so bleibt wie sie ist. 59 Prozent sind hinsichtlich der Meinungsfreiheit frustriert. Das durchschnittliche allgemeine Frustlevel liegt bei 85 Prozent. Der am häufigsten geäußerter Wunsch mit 60 Prozent ist, "dass wir menschlich miteinander umgehen".
Die Zahlen sind nicht als repräsentative Umfrage oder als wissenschaftlich fundierte Statistik zu sehen. Sie bilden das von den Teilnehmer:innen subjektiv vermittelte Frustlevel sowie ihre Wünsche ab. Dies soll dazu dienen, einen Dialog über das zu initiieren, was junge Menschen denken.
Die Meinungen, Feedbacks, Wünsche, Ängste und Hoffnungen der Teilnehmenden werden von den Caritas-Verantwortlichen persönlich an Politiker_innen im Bund und den Kommunen übermittelt.
Das sagen die Träger der Aktion:
"Viele junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht gesehen. Statt sie als radikale Wähler:innen zu verunglimpfen, will ihnen die Caritas intensiv zuhören und verstehen, was sie bewegt. Wir wollen wissen, wo der politische Frust sitzt. Wir geben keine Ratschläge, sondern hören genau hin, ohne zu bewerten", so Bernd Mones, Caritasdirektor in der Diözese Görlitz.
"Um meine Mitmenschen zu verstehen, muss ich bereit sein, Ihre Perspektive einzunehmen. Das ist eine Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis. Der Frust-O-Mat soll in einem von Populisten und Extremisten aufgeheizten politischen Klima einen Dialog auf Augenhöhe ermöglichen. Ziel der Kampagne #RadikalZugehört ist es, über Social Media potenziell rechte Wähler:innen zu erreichen. Dabei soll keine Wahlempfehlung abgegeben oder mit erhobenem Zeigefinger kommuniziert werden. Vielmehr will die Kampagne Menschen, die sich nicht gehört oder gesehen fühlen, die Möglichkeit bieten, ihre Unzufriedenheit rauszulassen", sagt Matthias Timmermann, Direktor des Caritasverbandes für das Erzbistum Hamburg.
"Mit dem Frust-O-Mat haben wir viele Menschen erreicht. Die Zwischenergebnisse zeigen, dass Menschen sich mehr persönliche Wertschätzung durch die Politik wünschen und sich nach gesellschaftlichem Zusammenhalt sehnen. Hier können Wohlfahrtsverbände wie die Caritas eine wichtige Mittlerfunktion einnehmen und Gesprächsräume schaffen. Das ist nach den Wahlen genauso wichtig wie vorher", zieht Ulrike Kostka, Caritasdirektorin im Erzbistum Berlin, das Zwischenfazit.
Weitere Informationen: www.frustomat.de