Durchatmen in der warmen Stube
Barbara Winter, Einrichtungs- und Pflegedienstleitung, und Sozialarbeiter Thorsten Eikmeier.
Es begann mit einer Hausbesetzung: 1996 beschloss der Senat, das Hafenkrankenhaus auf St. Pauli zu schließen - einen Ort, an dem von jeher Menschen mit nur wenigen oder auch gar keinen Mitteln medizinische Hilfe erhalten hatten. Das kleine Krankenhaus galt als nicht profitabel. Proteste und Demonstrationen folgten, schließlich eine Hausbesetzung durch die Bürgerinitiative "Ein Stadtteil steht auf". Der Rückhalt in der Bevölkerung war groß. Die Proteste hatten Erfolg: Das Krankenhaus blieb zwar nicht erhalten, aber der Senat beschloss, auf einem Teil des Geländes das Gesundheitszentrum St. Pauli einzurichten. Seit 1999 haben sich hier medizinische, psychologische und soziale Einrichtungen angesiedelt - so auch die Krankenstube der Caritas.
Hier erhalten Menschen hier nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch das Gefühl, kurz einmal durchatmen zu können. Das Leben auf der Straße ist kein einfaches und deswegen ist es so wichtig, die Krankenstube mehr als eine Art "gute Stube" oder auch warme Stube anzusehen. Ein klassisches Krankenhaus bietet das in der Regel nicht.
Zeit zum Feiern
Am 5. Juli lud die Krankenstube zum Feiern und zum Tag der offenen Tür ein. Wer interessiert war, konnte bei Führungen hinter die Kulissen schauen und einen Blick in die Geschichte(n) dieser Einrichtung werfen. Auch das Zahn- und das Krankenmobil waren vor Ort und konnten besichtigt werden. Passend zum hafennahen Standort wurden zusätzlich zu Kaffee und Kuchen auch Fish and Chips angeboten. Rund einhundert Besucher_innen kamen, haben gestaunt, Fragen gestellt und ihre Unterstützung bekundet.
Besonders einfühlsam ist das Team, wenn es um die persönlichen Geschichten ihrer Patient_innen geht. "Sichtbar machen, ohne bloßzustellen": das ist in der Hamburger Obdachlosenhilfe ein wichtiges Credo. Zum Jubiläum wurde das in einer besonderen Form hervorgehoben: Gemeinsam mit dem Künstler "Kid over Head" hatte das Team lebensgroße Figuren aus Pappe kreiert und in den Zimmern verteilt. Jede einzelne stand exemplarisch für einen Menschen ohne Zuhause, der hier medizinisch versorgt und menschlich umsorgt wird.