"Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben unsere Kolleg*innen tagtäglich in unseren Schuldnerberatungsstellen. Insgesamt haben unsere 4 Beratungsstellen in Mecklenburg über 2564 und unsere 2 Beratungsstellen in Schleswig-Holstein über 1000 Menschen beraten.
"Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung ‚Was können wir uns noch leisten? - Überschuldungsrisiko Inflation‘ gibt die Stimmung in den Beratungsstellen ganz gut wieder", sagt Christoph Wolf. Es sei deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden seien. "Haushalte mit knappem Einkommen trifft es besonders hart", betont Nicolas Mantseris, Leiter der Caritas Schuldnerberatung in Neubrandenburg und Neustrelitz. Nicht wenige Haushalte müssten bereits mehr als ein Drittel ihres Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. "Gleichzeitig steigen die Preise für Lebensmittel stärker als die Einkommen", erläutert Beratungsstellenleiterin Tina Lerchner von der Schuldnerberatung des SkF in Kiel und weist so auf die gesunkene Kaufkraft vor allem der unteren Einkommensschichten hin. Umso schwieriger werde es dann, die gestiegenen Energiekosten zu stemmen.
"Als einer der Träger gemeinnütziger Schuldnerberatungen ist es uns ein Anliegen, in der Diskussion über Inflation und ihre Folgen die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die aufgrund ihrer Einkommenssituation besonders von der Inflation betroffen sind", sagt Christoph Wolf. Daher unterstützt er die Forderungen der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung. "Wir brauchen einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung", sagt er. Die Zugänge zur Schuldnerberatung seien deutschlandweit sehr uneinheitlich. Zudem müsse es einen zukunftsweisenden Ausbau der Finanzierung von sozialer Schuldnerberatung geben.
Der Schuldnerberater fordert einen generellen Pfändungsschutz von existenzsichernden Leistungen. Solange es den nicht gebe, sei eine finanzielle Abwärtsspirale für viele Haushalte vorprogrammiert. Diese führe dann auch dazu, dass die grundlegendsten Dinge wie Strom oder Gas nicht mehr bezahlt werden könnten, so dass es zu Energiesperren komme. "Mit allen Schuldnerberatungen der Verbände fordern wir: Keine Energiesperren für Verbraucherinnen und Verbraucher", sagt Christoph Wolf. Vielmehr müsse ein unbürokratischer Zugang zu Sozialleistungen gewährleistet werden.
Nicolas Mantseris weist darauf hin, dass für viele seiner Klient*innen wegen der in Folge der Inflation steigenden Zinsen Kredite deutlich teurer würden. "Auch der ohnehin schon teure Dispokredit wird noch kostspieliger. Aber gerade Haushalte mit knappem Einkommen müssen diesen viel häufiger nutzen. Ebenso wird es für manche Familie, die sich mühevoll ein Eigenheim geleistet hat, ein böses Erwachen geben. Die Anschlussfinanzierung wird sehr viel teurer werden und wenn der Immobilienmarkt einbricht, wird es unter Umständen keine Anschlussfinanzierung geben", sagt Nicolas Mantseris.
Das Forderungspapier der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung 2023 findet sich im Internet unter: www.aktionswoche-schuldnerberatung.de
Weiterführende Informationen:
Nicolas Mantseris: Nicolas.mantseris@caritas-im-norden.de
Telefon: 0395 / 57086-13