wir freuen uns Ihnen hiermit den dritten Queerletter senden zu können, der ca. alle drei Monate erscheint.
Das Thema Diskriminierung im Abstammungsrecht findet momentan immer wieder in den Medien Platz und hat trotzdem noch mehr Aufmerksamkeit verdient - finden wir. Da es in diesem Newsletter viel um Elternschaft geht, möchten wir auch zu diesem Thema ein paar Infos geben.
Der Queerletter wird Sie in regelmäßigen Abständen über Angebote der Beratungsstelle und interessante Themen informieren, über Literatur- und Filmtipps berichten, Workshops und kulturelle Angebote zu lsbtiq+ Themen in Hamburg vorschlagen.
Haben Sie Fragen und Interesse an der Beratungsstelle oder wollen Beratung in Anspruch nehmen, melden Sie sich gerne per E-Mail oder telefonisch zu unseren Beratungszeiten bei uns. Wir sind telefonisch erreichbar: Dienstag: 13:00 - 15:00 und Donnerstag: 10:00 - 11:30 Uhr.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen,
das Newsletter Team :)
Diskriminierung queerer Familien durch das Abstammungsrecht
In Frankreich wird nun die künstliche Befruchtung von Frauenpaaren von der Krankenkasse bezahlt. Wow! Berlin unterstützt Frauenpaare, die verheiratet sind oder in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, in der Verwirklichung ihres Kinderwunsches durch das Kinderwunschförderprogramm mit einer Zuwendung. Erfreuliche Signale, auch, wenn nicht klar ersichtlich ist, ob auch trans* Personen diese Unterstützung bekommen können.
Ein großes Problem wird damit hierzulande allerdings nicht gelöst: Bei heterosexuellen, verheirateten, Cis-Paaren wird in Deutschland nach der Geburt des Kindes automatisch der Ehemann in die Geburtsurkunde eingetragen, ob er biologischer Vater ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ist das Paar nicht verheiratet, kann der Partner die Vaterschaft anerkennen lassen. Andere Paare, also z.B. gleichgeschlechtliche Paare und / oder Paare die nicht aus einem cis-Mann und cis-Frau bestehen, sind rechtlich gesehen nicht automatisch Eltern. Die Person, die das Kind geboren hat, wird rechtlich als (alleinerziehende) Mutter eingetragen, auch wenn sich die Person selbst, nicht als Mutter oder Frau identifiziert. Der andere Elternteil wird nicht automatisch als Teil der Familie anerkannt und muss das Kind erst adoptieren.
Das sogenannte Stiefkindadoptionsverfahren ist mit Kosten verbunden, dauert bis zu 18 Monate und greift tief in die Privatsphäre der Paare ein. Es bedarf z.B. eines Gesundheitszeugnisses und eines ausführlichen Lebensberichtes.
Das hat Nachteile für die Kinder: Sie sind dadurch schlechter abgesichert, denn sie haben rechtlich gesehen zunächst keine zweite Mutter, und damit kein Recht auf Unterhalt oder Erbe der Co-Mutter, bis der Adoptionsprozess abgeschlossen ist. Solange das Stiefkindadoptionsverfahren nicht abgeschlossen ist, gilt die biologische Mutter als alleinerziehend.
Gesa Teichert-Akkermann und Verena Akkermann sind im Februar 2020 Eltern von Paula geworden und wollten diese Ungleichbehandlung nicht länger hinnehmen. Sie haben zusammen mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) Klage gegen die oben beschriebene Diskriminierung im Abstammungsrecht eingereicht. Monate mussten sie auf die gerichtliche Entscheidung warten. Im März dieses Jahres entschied das Oberlandesgericht Celle, das Verfahren auszusetzen und dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen. Sicherlich ist dies als wichtiger Teilerfolg zu bewerten, auch wenn eine Entscheidung aus Karlsruhe dazu aussteht.
Mehr dazu siehe auch unter: Pride Week Senatsempfang.
Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass in Mehrelternsystemen nach aktuellem Rechtsstand, das Sorgerecht bei nicht mehr als 2 Personen liegen darf. Dies kann im Alltag Schwierigkeiten bereiten, da z.B. nur die rechtlich eingetragenen Eltern mit dem Kind zu Ärzt*innen gehen können. Kommt es zu einem Streit oder Beziehungsbruch sind die Elternteile ohne Sorgerecht klar im Nachteil.
Wir finden, dass es dringend einer Reform des Abstammungsrechtes bedarf, um das Kindeswohl nachhaltig abzusichern!
Für die Historikerin Kirsten Plötz ist diese Ungleichbehandlung eine Folge der Ausgrenzung lesbischen Lebens. Wer sich für den historischen Hintergrund lesbischer Mutterschaft interessiert, kann sich auf der Website von Kirsten Plötz informieren. Dort wird ein Überblick über die vergangene Geschichte zum Thema Sorgerecht lesbischer Mütter geschaffen und über aktuelle Entwicklungen berichtet. Kernthema ist die gerichtliche Diskriminierung lesbischer Mütter bis in die 90er Jahre hinein. Viele Frauen schwiegen und machten sich unsichtbar aus der Angst heraus, dass ihnen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, das Sorgerecht entzogen werden könnte.
Für werdende Eltern stellt die Beraterin, Supervisorin und Trainerin Michaela Herbertz Floßdorf zwei Online-Fortbildungs-Module zur Verfügung in denen anhand Videos und einem Workbook erste Fragen zum Thema Elternschaft beantwortet werden. Das erste Modul „Regenbogenfamilie werden“ beinhaltet ausführliche Informationen für queere Personen mit Kinderwunsch. Das zweite Modul „Regenbogenfamilie sein“ begleitet Regenbogenfamilien in ihrem Wachstum durch die verschiedenen Phasen des Familienlebens.
Jasmin Dickerson ist afrodeutsche ADHS Autistin, Gründerin von eigeneszimmermag und Bloggerin im kaiserinnenreich_blog. Beide Seiten enthalten richtig spannende Artikel zu unterschiedlichsten Themen. Jasmin Dickerson ist alleinerziehend, in Partnerschaft und berichtet auf Instagram von ihrem Alltag als Mutter mit einem Kind mit Behinderung. Sie setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderung mehr Sichtbarkeit bekommen, gesellschaftlich akzeptiert werden und dass Menschen die ihre Angehörigen pflegen, mehr emotionale und finanzielle Unterstützung und Anerkennung erhalten.
Alle Eltern die Checklisten mögen und es spannend finden, mal zu gucken wie die Carearbeit in ihrem Familiensystem aufgeteilt ist, können sich hier den Mental-Load Test der Initiative Equal Care Day herunterladen.
Feiert euch wenn ihr es schafft, die Carearbeit so aufzuteilen, dass es für alle Beteiligten der Familie passt oder nutzt den Test um über eventuelle Unstimmigkeiten ins Gespräch zu kommen. :)
Die Initiative Equal Care Day ruft Menschen und Institutionen dazu auf, sich verstärkt mit dem Thema der unbezahlten Fürsorge-Arbeit auseinanderzusetzen, macht selbst Veranstaltungen, Projekte und Aktionen um dem Thema mehr Raum zu geben und möchte auf die unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam machen.
In diesem Interview berichtet ein trans* Vater über seine Schwangerschaft, Geburt und die ersten Jahre mit dem Sohn. Es geht auch um Transition, Körperthemen und die Reaktionen des Umfelds.
Zwei Väter berichten über ihr Familienleben, die Herausforderungen des Alltags und die incognito Adoption ihres Kindes. Mit der Besonderheit, dass das Kind nach einer anonymen Geburt zu ihnen gekomme ist. Außerdem gibt es einige Gastbeiträge von anderen Blogger*innen zu den Themen rund um queere und bunte Familien in all ihren Facetten.
In diesem Buch geht es um viele Gefühle die Kinder und Erwachsene haben. Freude, Trauer, Wut, Zufriedenheit.... 30 Gefühle und zu jeder Emotion ein Bild, dass für sich spricht. Ein Buch dass für Kinder interessant ist und auch Erwachsene zum Schmunzeln bringt.
Kurz war ich König. Ein Kinderfachbuch über Geschwisterrivalität
Ein Kinderbuch, dass mit Collagen illustriert wurde und wirklich sehr schön anzugucken ist. Ein Thema um das wohl kaum ein Kind mit Geschwistern herum kommt. Und wie toll, dass dieses Buch die Möglichkeit gibt, das Thema Geschwisterrivalität in der Familie zu thematisieren. Das Buch ist schon für Kinder ab 3 Jahren geeignet.
In diesem Buch geht es um das schwierige Thema der Trennung der Eltern. Es legt einen Fokus auf die Gedanken- und Erlebniswelten von Kindern in dieser Phase. Zum Beispiel widmet es sich den Ängsten, wirft aber auch einen Blick auf die Möglichkeiten die in der Veränderung liegen und betont dass was gleich bleibt: die Liebe der Eltern zu den Kindern.
Ein Computerspiel über Geschlecht, Sexualität, Körper und eigene Grenzen
Educational Online Game
Sibel’s Journey
In Sibels Journey übernimmt der*die Spieler*in die Rolle der 13-jährigen Sibel, die an einem aufregenden Wochenende in Berlin verschiedene Lebens- und Liebesweisen kennenlernt und endlich das Geheimnis ihrer besten Freundin Sarah erfährt. Sibels Journey ist ein Serious Game, in dem sich Jugendliche interaktiv mit den Themen Sexualität, Geschlecht, Körper und Grenzen auseinandersetzen.
Talk: Vomensbar digitale 12 - Motherhood? Or what?
Die freie Radioplattform „Sphere Radio“ aus Leipzig hat einen Talk zum Thema Mutterschaft produziert. Frauen tauschen sich über ihre persönlichen Erfahrungen aus und dabei werden auch tabuisierte Themen angesprochen und gesellschaftlich relevante Fragen aufgeworfen wie z.B. Regretting Motherhood, Kinderlosigkeit und gesellschaftliche Ansprüche und Erwartungen an die Mutterrolle. Alltägliche, schwierige und leichte Moment gewähren kinderlosen Menschen einen Einblick. Trotz aller Ernsthaftigkeit, ist dies auch eine sehr humorvolle und berührende Sendung.
In fünf Folgen gibt es Anregungen & Informationen zu folgenden Themen: Das 1. Jahr mit Baby allein, Fokus Kind – Herausforderungen für die Mutter-Vater-Kind-Beziehung in der Einelternfamilie, Bewusst alleinerziehend, Bedarfsgerechte Kinderbetreuung – Anregungen & konkrete Möglichkeiten in Berlin und Infos für Single-Schwangere – gut informiert in das Abenteuer Einelternfamilie. Der Podcast richtet sich nicht explizit an queere Familien.
Die erste Bi + Pride findet am 23.09. bis 25.09.2021 in Hamburg statt. Neben Flaggen-Hissungen an verschiedenen Orten am Tag der Bisexualität , gibt es auch eine Demonstration und Worksops. Damit soll Bisexualität und Pansexualität sichtbarer in unserer Gesellschaft werden. Bi + Pride setzt sich für die gesellschaftliche Anerkennung, Inklusion, politische Teilhabe und Bildungsarbeit zu Bi+ ein
Hamburg Pride 40 Jahre CSD - Keep on fighting. Together.
Senatsempfang
Im Rahmen der schönen diesjährigen Pride Weeks im August gab es ein spannendes und vielfältiges Programm. Julia Seidel, Beraterin der Beratung für queeres Familienleben der Caritas Hamburg war beim Senatsempfang anlässlich des Christopher Street Days eingeladen. Dort wurde die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung und Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI*) diskutiert. Mit dabei waren auch die Familie Teichert - Akkermann und Juristin Lucy Chebout, die sich sehr für die Rechte queerer Familien enagiert und Katharina Fegebank, die Gleichstellungssenatorin und zweite Gleichstellungsbeauftragte Hamburgs.
Der Empfang wurde gefilmt und kann noch nachträglich angesehen werden.
Die Beratung für queeres Familienleben der Hamburger Caritas bietet individuell auf Ihre Einrichtung zugeschnittene und kostenfreie Workshops für pädagogisches Fachpersonal zum Thema Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Kindesalter. Themen können unter anderem sein:
• Wie kann ich Akzeptanz von Vielfalt in meiner pädagogischen Arbeit fördern?
• Was brauche ich als Pädagogin/ wir als Team, um queer lebenden Familien wertschätzend zu begegnen?
• Was können wir in unserer Einrichtung tun, um sichtbar zu machen, dass wir Vielfalt als eine Bereicherung unserer Lebenswelten erleben?
Melden Sie sich bei Interesse gerne bei uns!
Die bereits im letzten Queerletter angekündigte Filmvorführung wurde in den November verschoben. Wir freuen uns über Anmeldungen!
Ein Abend für Familien und Interessierte, durchgeführt von der Beratung für queeres Familienleben des Caritasverbandes für das Erzbistum Hamburg e.V., sofern es die Pandemie-Bedingungen zulassen.
Wie fühlen sich Kinder und Jugendliche, deren gelebte Geschlechtsidentität nicht die ist, die man ihnen bei der Geburt zugewiesen hat? Welche Herausforderungen ergeben sich in der Familie und in der Kita oder Schule? Der Dokumentarfilm "Mädchenseele" von Anne Scheschonk porträtiert das Leben des 7-jährigen Trans*kindes Nori und ihrer Mutter Josephin. Der Film zeigt die Entschlossenheit eines Kindes, die selbstgewählte Geeschlechtsidentität zu leben und den herausfordernden Weg einer Mutter, diese Entscheidung zu akzeptieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen.
Im Anschluss an den Film möchten wir mit Ihnen und Euch ins Gespräch kommen.
Termin: Mi 10.11.2021 // 18:00 – 20:00 Uhr
Kosten: keine
Kursnummer: 21101SKI01
Veranstaltungsort: Kath. Familienbildungsstätte Hamburg e.V.
Lübecker Str. 101 // 22087 Hamburg
Mit dem Sternchen innerhalb eines Wortes wie z.B. Mitarbeiter*in möchten wir verdeutlichen, dass Geschlecht u.a. gesellschaftlich mit produziert wird und keine natürliche Gegebenheit ist. Der Stern soll somit auf die Vielzahl an möglichen Identitäten aufmerksam machen.
Wer zu dem Thema mehr wissen möchte, kann sich auf der Website "einfach-queer" informieren. In leichter Sprache gibt es dort Erklärungen rund um die Themen Sexualität und Geschlecht.