Wovon träumst du?
In einer besonderen Projektwoche namens "Rapflexion" am Regionalen Bildungszentrum (RBZ) in Itzehoe, organisiert durch das Respekt Coaches Programm der Caritas, kamen sechzehn Schüler*innen mit Migrationserfahrung zusammen. Sie setzten sich intensiv mit ihrer Biografie auseinander und schrieben eindrucksvolle Songtexte. Daraus entstand ein Song, der im Tonstudio aufgenommen wurde. Der Ohrwurm verfolgt mich bis heute. Nicht nur die Klänge, sondern auch die Schwere der Worte aus jungen Herzen gehen mir unter die Haut: "Gestern auf der Flucht gewesen, keine Kindheit gehabt". Hinter jedem jungen Gesicht verbergen sich schwere Lebensgeschichten. Zum Beispiel die einer Schülerin, die aus Angst vor der Diktatur in ihrem Land weder singen noch online gehen will. Angst vor den Schatten der Vergangenheit! Ein Junge, der nicht weiß, wo seine Eltern sind und ob sie noch leben. Viele der Schüler*innen sind unbegleitete Minderjährige!
Wie der Prophet Jeremia sagt: "Meine Hütte ist zerstört, und alle meine Seile sind zerrissen" (Jeremia 10,20): Das Heim ist zerstört, die Seile menschlicher Beziehungen sind zerrissen!
"Neu angekommen in einem Land, wo mich hier keiner kennt.
So vieles war mir fremd, Ich weiß, wie hart es ist, wie man kämpft."
So heißt es in dem Song.
Der Junge, der nicht wusste, ob seine Eltern noch lebten, zeigte mir voller Freude die Visitenkarte der Teamleiterin, die er sorgfältig aufbewahrte und die Caritas-typisch auffallend rot war. Ich war mir sicher, dass er im Notfall diese Visitenkarte herausziehen und die Teamleiterin anrufen würde. Vielleicht ist sie für ihn auch ein Stück Mutterherz geworden. Ein junges Leben sucht Heim und Halt, und zum Glück gibt es Menschen, die das geben können.