Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa kommentiert: "Die jüngsten Ereignisse von Magdeburg über Aschaffenburg bis Beelitz verstärken in Deutschland ein Unsicherheitsgefühl, das sich in den letzten Jahren durch Corona, Ukraine-Krieg, Cyberangriffe, Naturkatastrophen und Wirtschaftsschwäche aufgebaut hat."
"Es ist richtig und notwendig, dass die Politik diese Verunsicherungen ernst nimmt. Tragfähige Lösungen brauchen Augenmaß ebenso wie Entschlossenheit und dürfen die Grundrechte nicht schleifen, denen wir seit 75 Jahren Frieden und Freiheit verdanken", mahnt Welskop-Deffaa.
Diözesancaritasdirektor Matthias Timmermann nimmt für die Caritas im Norden Stellung: "Mit all unseren über 180 Diensten und Einrichtungen arbeiten wir daran, den sozialen Frieden in Norddeutschland zu stärken. Unsere Sozial- und Schuldnerberatungen, unsere Dienste in den Bereichen Kinder, Jugend und Familie oder Migration und Flucht, ja auch unsere Einrichtungen der Altenhilfe versuchen, für alle Menschen eine positive Lebensperspektive mit umfangreicher Teilhabe zu schaffen oder zu stärken. Ein Versuch, die Gesellschaft entlang der Nationalität zu spalten, mit welchem Ziel auch immer, widerstrebt unseren täglichen Aktivitäten und unserer caritativen Grundeinstellung zutiefst. Zudem wäre eine derartige Isolation und Abschottung Deutschlands für die Wirtschaft äußerst schädlich. Als Caritas im Norden lehnen wir jedwede Zusammenarbeit mit der AfD ab und fordern alle demokratischen Parteien auf, das auch zu tun."
Oliver Müller, Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe im DCV warnt mit Blick auf die aktuellen Vorhaben der Union: "Forderungen wie dauerhafte Grenzkontrollen, Zurückweisung von Schutzsuchenden und verschärfte Abschiebungen verstoßen gegen EU-Recht und Menschenrechte und sind unpraktikabel. Dauerhafte Grenzkontrollen binden Ressourcen, schaden der Wirtschaft und bringen keine Sicherheit. Solche Vorschläge sind europapolitisch verheerend."
"Nicht umsetzbare Forderungen untergraben das Vertrauen in den Staat. Migrantinnen und Migranten erleben Diskriminierung und Gewalt", so Müller weiter. Er betont, dass rechtsstaatliche Garantien und Menschenrechte unverhandelbar sind. "Diese Prinzipien aufzugeben, schwächt den Rechtsstaat und das Vertrauen der Bürger_innen."
"Die aktuelle Debatte zahlt ein auf ein wachsendes Unsicherheitsgefühl, das seinerseits Nährboden für Ängste und Orientierungslosigkeit ist", warnt Welskop-Deffaa. "Als Caritasverband spüren wir in unseren Einrichtungen die Ängste und Sorgen der Menschen in Deutschland sehr genau. Das beginnt in den Kitas, wo wir überforderten Eltern begegnen, erstreckt sich über die Erziehungsberatung, wo Eltern die Corona-Folgen im Verhalten ihrer Kinder nicht allein bewältigen können und geht bis zu Schuldnerberatungsstellen. Gerade Menschen, die ohnehin schon verletzt und bedrückt sind, können von den Unsicherheiten besonders betroffen sein, das gilt nicht zuletzt auch für Menschen mit Migrationshintergrund."
Die Caritas ist sicher: Freiheit und Sicherheit sind in Europa zwei Seiten einer Medaille.