300.000 Euro spendete die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH letzte Woche der Alimaus und Hinz&Kunzt, um Obdachlose durch Hotelunterbringung besser vor dem Corona-Virus zu schützen. Die Diakonie koordiniert die Aktion.
Seit einer Woche läuft die erfolgreiche Vermittlung von obdachlosen Menschen in Hotels. Aktueller Stand: 91 Personen konnte die Diakonie in der Nacht vom 14. auf den 15. April ein Bett vermitteln. Straßensozialarbeiter der Diakonie und von Hinz& Kunzt, aber auch von der Caritas, Hude oder anderen Trägern der Wohnungslosenhilfe, sprechen Obdachlose an, regeln die Unterbringung und begleiten die Menschen zu den jeweiligen Hotels.
Auf Unverständnis stößt bei den Trägern die behördliche Kritik an der Unterbringung obdachloser Menschen in Hotels:
Johan Graßhoff, Straßensozialarbeiter der Diakonie: "Obdachlose gehören zur Hochrisikogruppe. In den Großunterkünften ist das erforderliche Abstandsgebot nicht gewährleistet. Aus diesem Grund ist die Unterbringung in Hotelzimmer momentan auch der einzige Weg, um auch diese Menschen zu schützen."
Julien Thiele, Straßensozialarbeiter der Caritas: "Alle obdachlosen Menschen, die in einem Hotel untergebracht werden, sind einem festen Straßensozialarbeiter zugeordnet. Somit kann keine Rede davon sein, dass diese Menschen nicht beraten oder gar begleitet werden."
Diakonie und Caritas haben die wesentlichen Fragen zur Hotelunterbringung zusammengefasst:
Ist die Unterbringung von Obdachlosen in Hotels überhaupt sinnvoll, wenn sie nicht gleichzeitig beraten und betreut werden und z.B. Therapie angeboten wird?
Ja, denn obdachlose Menschen gehören fast alle zur Hochrisikogruppe. Deshalb kommt es jetzt vor allem anderen darauf an, sie durch Kontaktreduzierung vor Ansteckung zu schützen. Beratung und Betreuung in Massenunterkünften schützt sie nicht vor dem Corona-Virus.
Warum reicht die Unterbringung im städtischen Winternotprogramm nicht aus? Dort gibt es doch auch eine lockerere Unterbringung und Infizierte werden separat untergebracht.
Die Massenunterbringung leistet zur Zeit nicht, was jetzt vorrangig ist: Obdachlose Menschen vor Infektionen schützen. Außerdem sind die Unterbringungsbedingungen vielfach so, dass die Betroffenen sich nicht wirklich ausruhen können. Aus Angst vor Ansteckung und Stress bleiben viele lieber auf der Straße statt in die großen Unterkünfte zu gehen.
Wie läuft Unterbringung der obdachlosen Menschen in den Hotels genau ab?
Die Obdachlosen werden von unseren Straßensozialarbeiterinnen und Straßensozialarbeitern und den Beratungsstellen in die Hotels vermittelt und dorthin begleitet. So wissen wir genau, wer in welchem Hotel ist und wir schauen immer wieder vorbei. Das ist besser, als wenn Obdachlose weiter auf der Straße schlafen, wo wir sie nicht so gut erreichen und sie gesundheitlich viel gefährdeter sind.